Liebe Gemeinde,

gerade erst liegt die Konfirmandenfreizeit mit rund 75 Jugendlichen, 20 Teamern und 6 hauptamtlichen Pfarrern und unserer Gemeindepädagogin hinter uns. Es war, wie man sich das gut vorstellen kann, eine sehr lebhafte Zeit, anstrengend, aber auch vielfältig und gut. Das Thema, das wir uns gesetzt hatten, war es, den Jugendlichen die Bedeutung des Abendmahls näher zu bringen – und damit sind wir bei dem, was das vor uns liegende Osterfest jährlich ins Gedächtnis bringt. Aber die Frage: Warum musste Jesus sterben? Fällt auch mir nicht leicht, zu beantworten. Verstehen lässt sich das wohl am besten aus der historischen Tradition des jüdischen Glaubens. Das Passahfest erinnert in der jüdischen Tradition an den Auszug aus Ägypten: die symbolischen Speisen, die zu diesem Fest auf den Tisch kommen, erinnern deutlich an die harte, bittere Zeit der Knechtschaft, in der das jüdische Volk zum Brennen und Schleppen von Lehmziegeln für die Baupläne des Pharaos herhalten musste. Mose stellt sich gemäß seiner göttlichen Beauftragung dem Pharao gegenüber und fordert die Freilassung des jüdischen Volkes. Doch der Pharao weigert sich beharrlich. Es ereignen sich nacheinander 10 Plagen, die das Land verwüsten und schwächen. Doch erst die letzte, die schwerste Plage führt dazu, dass der Pharao das Volk ziehen lässt. Einen Todesengel geht durch die Straßen und lässt in jedem Haus, das nicht durch das Blut eines Lammes, an die Türpfosten gestrichen, geschützt ist, den ältesten Sohn des Hauses sterben. So stirbt auch der Sohn des Pharaos – sein Thronfolger. Erst das erschüttert den Pharao so sehr, dass er dem Auszug der Hebräer zustimmt. Es braucht noch weitere Rettungsaktionen, in denen Gott sein Volk beschützt, bevor sie dann den Weg durch die Wüste in ihr gelobtes Land antreten können. Am Schilfmeer wissen sie nicht ein noch aus – verfolgt durch die ägyptischen Streitwagen stecken sie am Rande des Meeres fest.
Doch Gott teilt dieses in 2 Hälften, zwischen denen sie trockenen Passahfest und Ostern – ein Vergleich Fußes hindurchziehen können. Die Streitmacht der Ägypter jedoch versinkt anschließend in den zurückkehrenden Fluten. Soweit die biblische Erzählung, die uns recht legendenhaft anmuten
mag. Sie ist mehr als 2500 Jahre alt und spricht damals bereits von einer Zeit, die wohl noch einmal rund 2000 Jahre zurückliegen mag. In der jüdischen Tradition erinnert jede Familie sich beim Passahfest dieser Rettung aus der Knechtschaft und der ausweglosen Situationen während ihrer Flucht. Von Generation zu Generation werden beim Passahfest die Erzählungen weitergegeben. Christus stirbt ebenfalls am Passahfest – und er hat die Rolle des Lammes, das geschlachtet wird, um alle, die sich ihm anvertrauen, zu erretten, wie auch damals das jüdische Volk in der Todesnacht errettet wurde. Doch wie verstehen wir heute die Rettung durch das Opfer Christi richtig? In der christlichen Tradition bezieht sich die Rettung auf die Sünden der Menschen. Sie belasten unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen, lasten schwer auf unserer eigenen Seele und trennen uns von Gott. Mit dem Kreuz Jesu Christi haben wir einen Ort, an dem wir von unserer Schuld befreit werden und ein neues Leben beginnen können – so, wie für das Volk Israel nach der Knechtschaft ein neues Leben in Freiheit begonnen hat. Das auch die Freiheit Regeln braucht, um friedlich miteinander leben zu können, hat das Volk Israel auf seinem Weg durch die Wüste deutlich gespürt. Am Berg Sinai erhalten sie von Gott die 10 Gebote, die bis heute eine Grundlage menschlichen Zusammen-lebens sind. Wie sehr würden wir uns dieser Tage wünschen, dass auch in heutiger Zeit die Gebote Gottes die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens zwischen Israelis und Palästinensern bilden mögen, dass die tief zerstrittenen Völker wieder einen Weg finden, im Frieden miteinander zu leben. Ich hoffe darauf, dass allen das gleiche Recht eingeräumt wird, frei zu leben und sich entfalten zu können, und dass beide, Israelis und Palästinenser, einen Weg finden, sich das kleine Land fair aufzuteilen, um dort miteinander existieren zu können. Möge Gottes Geist sie auf diesem Weg leiten und begleiten! Ich wünsche Ihnen und dieser Welt von ganzem Herzen friedvolle und gesegnete Osterfeiertage.

                                                                                                                   Kerstin Steinmetz

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